2014-05-23

Slowdive & Younghusband live



Am Montag 19.05.2014 gaben die Shoegaze-Veteranen SLOWDIVE ihr erstes offizielles Konzert nach knapp 20jähriger Bühnenabstinenz bevor sich die Band im Sommer und Herbst auf ausgedehnte Festivaltour quer durch Europa und die restliche Welt begibt. Kein Wunder dass die Show im überschaubaren Londoner Club Village Underground Anfang des Jahres innerhalb von gut 2 Minuten ausverkauft war. Von diesem unvergesslichen Abend möchte ich nachfolgend Berichten und auch ein paar Fotos und Videolinks präsentieren...

Vor 20 Jahren standen SLOWDIVE zum letzten mal gemeinsam auf einer Bühne (von der kurzfristigen Überaschungs-Warm-Up-Show am Tag zuvor bei der Sonic Cathedral 10-Jahres-Sause mal abgesehen). Nach diversen Singles und EPs sowie den beiden Alben "Just For A Day" und "Souvlaki" schaffte es die Band aus Reading/England im Jahre 1995 gerade noch so ihr drittes Album "Pygmalion" zu veröffentlichen bevor das Label Creation Records, wohl getrieben vom damals aufkommenden Britpop-Hype, die Band vor die Tür setzte. Es dauerte dann auch nicht mehr lange und SLOWDIVE zerfiel in mehrere Einzelprojekte (Mojave 3, Televise, Monster Movie, etc.). Am umtriebigsten war hier besonders in den letzten Jahren Gitarrist/Sänger Neil Halstead mit seinem Singer/Songwriter Soloprogramm. Bei seinen Shows gab es dann auch fast immer die beiden Slowdive-Songs "40 Days" und "Alison" zu hören. Noch dazu gesellte sich Ende 2013 auch noch Sängerin/Gitarristin Rachel Goswell zu Herrn Halstead auf die Bühne um mit ihm gemeinsam ein paar Slowdive-Stücke darzubieten. Spätestens dann konnte man es wagen und über eine Rückkehr der alten Shoegaze-Helden zu spekulieren... So dauerte es dann auch nicht mehr lange, bis ein entsprechender Countdown auf den Twitter-Accounts Bandmitglieder selbiges ankündigte...

Es waren wohl so ungefähr 700 Tickets, die Anfang des Jahres in sekundenschnelle vergriffen waren und einem Publikum bestehend aus alten Fans, jungen Shoegaze-Entdeckern, Bands, Label- und Szeneleuten am Montag 19.05.2014 einen unvergesslichen Abend im Village Underground im Londoner Stadtteil Shoreditch bescherten. Leute aus allen Ecken Europas und dem Rest der Welt, darunter z.B. auch Marc Zimmermann, bekannt von den großartigen Münchner-Partyreihen Lunastrom, Lost Club, Factory Night und White Noise.

Zu dieser exklusiven Sause hatten SLOWDIVE auch eine exquisite Supportband eingeladen: Die Londoner YOUNGHUSBAND, welche 2013 ihr sehr interessantes Debütalbum "Dromes" via Sonic Cathedral veröffentlichten, durften ihre ganz eigene Mischung aus Shoegaze, Indiepop und 70er-Psychedelica darbieten und gefielen mit klarem Sound, abwechslungsreichen Songs und hin und wieder auftürmenden Lärmwänden. Wobei letztere eine großartig krachende Band offenbarten, sich jedoch in Art und Ausführung immer ein wenig ähnelten. Besonders als Schlagzeuger darf man sich hier künftig noch etwas mehr Experimentierfreude und Abwechslung wünschen. Ansonsten boten YOUNGHUSBAND ein knackiges 30-minütiges Set, welches wunderbar auf die nachfolgende Show einstimmte...

Zu Brian Eno's "Deep Blue Day" kommen SLOWDIVE im Original-Line-Up der ersten beiden Alben auf die Bühne: Neil Halstead (Gesang/Gitarre), Rachel Goswell (Gesang/Gitarre), Christian Savill (Gitarre), Nick Chaplin (Bass) und Simon Scott (Drums). Beim Einstieg mit den beiden Uralt-Stücken "Slowdive" und "Avalyn" zieht es einem förmlich die Schuhe aus, mit welcher Leichtigkeit, Spielfreude und Frische SLOWDIVE ihre alten Kracher darbieten. Dazu trägt auch der herausragend abgemischte Sound im Village Underground bei, welcher den zurückhaltend verträumten Gesang ebenso wie Bass, Schlagzeug und die wunderbar ausufernden Gitarrenteppiche perfekt in Szene setzt. Auf den verträumten Einstieg hin tauscht Rachel ihren Schellenkranz zum ersten mal an diesem Abend gegen eine weiße Gitarre ein. Mit nun 3 Gitarren rollen SLOWDIVE beim Höhepunkt von "Catch The Breeze" ab ca. 3 1/2 Minuten einen derartig unbeschreiblichen Soundteppich aus, welcher im Publikum quadratkilometerweise Gänsehaut säht.
Davon muss man sich danach erstmal bei "Crazy For You" vom dritten Album "Pygmalion" etwas erholen bevor mit "Machine Gun" und "40 Days" zwei Granaten vom zweiten Album "Souvlaki" folgen. Besonders letzteres Stück wird vom Publikum ordentlich abgefeiert und die knappen Textzeilen mitgesungen. Mit den anschließenden "Blue Skied An' Clear" sowie "Souvlaki Space Station" begibt sich die Band wieder in ihre experimentelleren Gefilde und meistert dies mit traumwandlerischer Perfektion. Kein Wunder dass die Stimmung dann bei "When The Sun Hits" ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Dazu hat die zwischen den Gesangsparts immer sympathisch lächelnde Rachel auch wieder ihre Gitarre im Anschlag. Wie auch schon bei "Catch The Breeze" entfaltet sich der Schlussteil des Stückes zu einem strahlenden Soundgeflecht, welches in der Form wohl nur SLOWDIVE selbst zaubern können. Anders als beim lieblosen schnellen "Fade-Out" auf dem Album darf man das Ende dieses Hits live nun deutlich länger genießen. Das ruft sogar den einzigen und von Publikum und Band mit verwunderter Begeisterung aufgenommenen Crowdsurfer des Abends auf den Plan. Mit "Morningrise" und "She Calls" folgen gegen Ende des Sets zwei alte "Klassiker" bevor SLOWDIVE mit ihrer Interpretation von Syd Barret's "Golden Hair" mal eben nebenbei einen großteil der Postrock-Bands der vergangenen 10 Jahre einfach deklassieren.
Mit der Live-Premiere von "Rutti" und dem Hit "Alison" gibt es dann noch die lautstark geforderten und gefeierten Zugaben bevor die Band nach ca. 1 1/2 Stunden Shoegaze/Dreampop-Magie die Bühne verlässt.

Zurück blieben ca. 700 zufriedene, begeisterte und verzauberte Gesichter, welche sich innerhalb der nächsten Stunde wieder in allen Himmelsrichtungen ins monströse Londoner Verkehrsnetz stürzten.
SLOWDIVE schafften an diesem Abend den Sprung von 1994 nach 2014 mühelos, mit unglaublicher Leichtigkeit, Perfektion und ohne erkennbare Schwächen. Andere Bands scheitern sogar schon nach wenigen Jahren daran ihren einst erreichten Sound wiederzufinden oder versuchen es gar nicht erst, sondern legen mit haarsträubender "Weiterentwicklung" Bruchlandungen hin. Nach dem Burn-Out 1995 und dem anschließenden austoben in den verschiedensten Soloprojekten brauchen sich SLOWDIVE über so etwas keine Gedanken mehr zu machen. Zurückhaltend und ohne großes Getöse scheint die Band wieder voll motiviert und in alter Frische zurück auf Kurs zu sein. Vielleicht beschert uns dies auch in absehbarer Zeit neue Tondokumente. Man darf gespannt sein und sollte SLOWDIVE in diesem Sommer unbedingt live erleben sofern sich die Möglichkeit bietet.


SLOWDIVE (UK)
Homepage: slowdiveofficial.com
Facebook: facebook.com/Slowdive







Fotos: Sebastian Engelhardt (We Fear Ghosts/Low Frequency Assaults)



YOUNGHUSBAND (UK)
Homepage: younghusbandmusic.com
Facebook: facebook.com/YoungHusbandMusic






Fotos: Sebastian Engelhardt (We Fear Ghosts/Low Frequency Assaults)



Videos:

SLOWDIVE "Catch The Breeze"

SLOWDIVE "40 Days"

SLOWDIVE "When The Sun Hits"

YOUNGHUSBAND "Wavelength" & "Dromes"


Setlisten:

SLOWDIVE

01. Slowdive
02. Avalyn
03. Catch The Breeze
04. Crazy For You
05. Machine Gun
06. 40 Days
07. Blue Skied An’ Clear
08. Souvlaki Space Station
09. When The Sun Hits
10. Morningrise
11. She Calls
12. Golden Hair (Syd Barrett-Cover)
13. Rutti
14. Alison

YOUNGHUSBAND
1. Comets Crossed
2. Left Of The Rocks
3. Silver Sisters
4. Better Times
5. Wavelength
6. Dromes



1 comment:

  1. Ja, das war wirklich ein tolles Konzert! Kleine Korrektur: Ihren ersten Liveauftritt seit 20 Jahren boten Slowdive schon am Abend vorher, auf dem Sonic Cathedral Festival, wo sie der Überraschungsheadliner waren. Der Auftritt gefiel mir sogar noch etwas besser, vermutlich auch wegen des kleineres, intimeren Rahmens.

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